Die neuen Firmwares der Graupner HoTT Empfänger erlauben es, deren Servoanschlüsse für
spezielle Aufgaben zu programmieren. Hier soll am Beispiel einer Steuerung eines Billig‑Mp3‑Players erklärt werden, um was es sich dabei handelt. Eine kurze Voraberklärung, was da eigentlich vor sich geht:
Ein "normaler" Empfängerausgang stellt den Servos eine Folge von Impulsen zur Verfügung. Entsprechend der Stellwerte, die vom Sender übermittelt werden. Das ist Allgemeinwissen und muss nicht nochmal erklärt werden.
Nun aber haben die Programmierer der Fa. Graupner freundlicherweise ein Schmankerl in der neueren Firmware implantiert. Über das Telemetriemenu lassen sich die Ausgänge der Empfänger so verändern, dass anstatt der Servoimpulse nun feste Pegel ausgegeben werden. Welcher Pegelwert ( ca.+3V oder 0V) dabei ausgegeben wird, steuert der Sender.
Hier die entsprechenden Seiten im Telemetriemenü, wo diese Einstellungen vorzunehmen sind. In diesem Fall für Kanal 1
So sieht der reguläre "PULSE" Modus aus:
Dann der spezielle Modus "ON/OFF"
Diese Umstellung kann bei jedem beliebigen Kanal oder auch allen Kanälen vorgenommen werden.
Ist ein Kanal entsprechend programmiert, kann man den Ausgang mit Hilfe einer normalen LED direkt testen.
Es ist bei Standard‑LEDs kein Vorwiderstand erforderlich, weil der Empängerausgang nur ca 14mA liefert. Dabei wird die Anode der LED an den entsprechenden Impulspin des Empfängers angeschlossen. Die Kathode der LED an den "‑" Anschluss. Solange sich der Wert des entsprechenden Servoimpulses unter 1,5mS bewegt, liegt am Ausgang keine Spannung an.
Das entspricht in der Servoanzeige ‑150% bis 0%. Wird der Impuls aber per Geberpoti oder entsprechend programmiertem Schalter länger als 1,5mS, so springt der Pegel am Empfängerausgang auf ca. 3V und die LED leuchtet.
Genau gesagt: Servoanzeige ‑150%...0% "AUS" / Servoanzeige ca.+5%...+150% "EIN"
Wie bereits vermerkt, reicht der Strom zum Betreiben einer LED aus. Meist ist aber mehr Leistung erforderlich. Hier bieten sich entsprechende Transistoren als Endstufen an. Z.B. ein ULN2003 als Array von sieben NPN‑Transistoren oder auch einzelne N‑Kanal MOS‑FETs als Leistungsschalter. Im Folgenden wird das am Beispiel einer Steuerung für einen Mp3‑Player erläutert:
Sieht wild aus. Ist aber halb so schlimm. :‑)
Links oben der Empfänger, rechts der Testlautsprecher.
In der unteren Reihe links ein Testaufbau mit gleich zwei Varianten der Impulsverstärkung. Rechts unten der Mp3‑Player. Daneben ein 5V‑Stepdown‑Wandler. So kann ich den Player mit einem 2 oder 3S‑Lipo versorgen.
Der Mp3‑Player wird normalerweise mit vier Tastern gesteuert. Diese Taster legen unterschiedliche Punkte einer Widerstandskette (Spannungsteilerstrecke) gegen Masse. Der Rechner des Players wertet die resultierende Spannung an einem Sensoreingang aus und löst die entsprechende Funktion aus. Man erkennt die vier Servo‑Patchkabel vom Gr24 zum Steckboard.
Im oberen Teil des Steckboards treibt ein ULN2003‑Array die vier LEDs als direkte Anzeige des Schaltzustandes.
Im unteren Teil vier einzelne MOSFETs, die das Signal für den Mp3‑Player aufbereiten.
Einfacher wäre es, wenn der Player vier separate Eingänge abfragen würde. Dann könnte das der ULN2003 bewältigen. Ist aber nicht, deshalb müssen wir da mit den MOSFETs ran. Warum? Siehe unten.
Die MOSFETs schalten die Tasterkontakte des Mp3‑Players entsprechend der Kanalbetätigung am Sender gegen Masse. Das heißt, ein Schalter am Sender "betätigt" den Tastkontakt des Mp3‑Players. Dazu sollte natürlich in den Gebereinstellungen dem entsprechenden Kanal ein Schalter zugewiesen werden. So kann man jetzt die Funktionen des Players vom Sender aus betätigen:
"Nächster Song oder Sound ‑ Vorheriger Sound ‑ Start/Stop ‑ Replay ‑ Laut ‑ Leise".
Die Tasten des Mp3-Players mit den angelöteten Drahtbrücken zu den FETs.
Wer hat's gemerkt? Nur vier Taster aber sechs Funktionen! Richtig. Aber die Tasten "Prev" und "Next" regeln, wenn man sie länger als eine Sekunde betätigt, die Lautstärke des Mp3‑Players. Warum die MOSFETs? Die Restspannug der NPN‑Transistoren hat doch tatsächlich die empfindliche Beschaltung der Tastung am Eingang des Players durcheinander gebracht. Die FETs können das einfach besser. Zusammengefasst hätte ich also das Transistor‑Array incl. der LEDs weglassen können. Dann bestünde die komplette Schaltung nur noch aus der Verkabelung und den vier MOSFETs.
Zum besseren Verständnis noch die Innenbeschaltung des Player‑Eingangs incl. der externen MOSFETs.
Wichtig ist hier auch eine gute Masseverbindung von Empfänger und Mp3‑Player.
Dies hier ist nur ein Beispiel, was man mit den neuen Features so alles anstellen kann. Im Funktionsmodellbau erschließen sich dadurch unendlich viele Möglichkeiten. Aber auch z.B. bei Flugmodellen reicht das Spektrum vom Einschalten einer Positionsbeleuchtung oder Zündung von Rauchpatronen bis zur Ansteuerung von Soundgeneratoren.
Probiert's einfach mal aus!
Hier noch ein kleines Video als Ergänzung:
Video zur Erläuterung auf Youtube
In diesem Fall wird der Ausgang 6 von SW 3 angesteuert.
Hier noch ein Hinweis:
Alle Markennamen werden rein redaktionell verwendet!
© Achim Mathieu, aktualisiert 05.07.2019